Neuguinea 2005 "Ausgesetzt"
Expeditionsbericht
Das 60 Kilometer lange Baliemtal wurde zuerst von Heinrich Harrer im Jahre 1962 durchquert und wenn man die größte Stadt Wamena, (übersetzt: Ort der Schweine) erst einmal verlässt, hat sich seit seiner Zeit auch kaum etwas verändert. Schon vor 2 Jahren liefen wir durch diese mystische Welt der Dani, die sich im Baliemtal angesiedelt haben.
Fast 40 Kilometer von Wamena entfernt besuchen wir zuerst das Dorf Pomo und wahrscheinlich ist schon die abenteuerliche Baliemüberquerung in einem einheimischen Einbaum (Boot) ein Grund dafür, das in den letzten 5 Jahren keine Weißen hier gewesen sind. Umso freundlicher werden wir begrüßt und in das Dorf eingeladen. Wir erfahren, dass dieses Dorf einen ganz besonderen „Schatz“ hütet, denn hier befindet sich die älteste Menschenmumie von ganz West Papua. Überlieferungen erzählen, dass der mumifizierte Mann der erste Mensch im Baliemtal gewesen sein soll. Nach seinem Tode wurde der Körper für mehrere Wochen über dem Feuer geräuchert. Somit wollte ihn sein Stamm für viele hundert Jahre konservieren und für die Nachkommen erhalten. Ein unglaublicher Wandel zwischen den Zeiten begleitet uns auf dem Weg durch das sagenumwobene Hochland der Papuas.
Ein weiterer Höhepunkt unseres Aufenthaltes ist der Besuch der bekannten und von allen einheimischen geliebten Salzquelle Illuwe. Auf 2.000 m Höhe befindet sie sich und eine weitere Stunde Fußmarsch liegt vor uns, hinein in ein
wunderschönes Regenwaldgebiet. Auf unserem Weg zur Quelle passieren wir das Dorf Hanimauki, wo wir das große Glück haben, ein Fest der Danis mitzuerleben. Alle haben sich festlich bemalt und geschmückt. Der Häuptling Yali kann sich sogar noch an unseren letzten Besuch, im Jahr 2002 erinnern, so dass dieses Wiedersehen große Freude bei allen auslöst. Kurzer Hand entschließen sich auch noch 3 Dani Frauen aus diesem Dorf mit uns zu kommen, hinauf nach Iluwe zur Salzquelle, um uns die traditionelle Salzgewinnung zu zeigen.
Steil zieht sich der Pfad hinein in die Berge. Das Baliemtal liegt weit unter uns. Wir folgen einem reisenden Fluss aufwärts, bis wir nach mehr als einer Stunde plötzlich an einem unscheinbaren Tümpel ankommen. Hier befindet sich also eine der wichtigen Salzquellen der Danis, welche ihnen seit vielen tausend Jahren das Salz sichert. Die geschmückten Dani-Frauen haben Bananenstämme bis hierher getragen, um sie nun mühevoll mit einfachen Holzwerkzeugen zu zerteilen. Immer und immer wieder werden die Bananenfasern in der Salzlösung durchgeknetet, bis sie vollkommen damit durchtränkt sind. Ein paar kleine Stücke aus dem Mark der Pflanze werden gleich verzehrt. Alle anderen Fasern werden wieder hinunter ins Dorf transportiert. Dort werden sie getrocknet und später verbrannt. Das Salz bleibt dann in der Asche zurück, welche der Nahrung beigemengt wird. Ein Furcht einflößend dunkler Himmel braut sich über unseren Köpfen zusammen. Im strömenden Regen stolpern wir die glitschigen, steilen Pfade wieder hinunter ins Tal.
Zurück in Wamena kümmern wir uns fortan um die Planung der eigentlichen Expedition, in die Eisregion zur Carstenzs Pyramide. Mit der Hilfe unseres Führers Jonas stellen wir ein zehnköpfiges Trägerteam zusammen sowie unsere gesamte Ausrüstung für ca. 40 Tage. Wir sind selbst sehr überrascht, als wir unser gesamtes Gepäck per Gewicht überprüfen und ganze 280 Kilogramm zusammengekommen sind. Davon müssen wir allein schon 60 Kilogramm Reis und 30 Liter Benzin für unseren Generator transportieren. Da unsere Träger nicht einmal Schuhe besitzen, kaufen wir für die ganze Meute noch Gummistiefel ein. Nun haben wir alles organisiert und auch unser Zeitplan steht. Am 30. April 2005 wollen wir von Wamena aus Aufbrechen, hinauf in eine Welt, welche nur wenige Menschen bis jetzt erforscht haben. Unser Transport zum Ausgangspunkt unseres Fußmarsches, ca. 4 Fahrstunden von Wamena entfernt, ist arrangiert. Ein letztes Mal, bevor es endlich los geht versammelt sich das 13-köpfige Expeditionsteam vorm Sri Kandi Hotel, unserer bisherigen Unterkunft. Alle blicken erwartungsvoll in die Zukunft und hoffen auf eine gesunde und baldige Heimkehr, auch wir.
Gil & Peer